Fiene Scharp, Installation View, Kuckei + Kuckei, Berlin
Fiene Scharp, Installation View, Kuckei + Kuckei, Berlin
Fiene Scharp, Installation View, Kuckei + Kuckei, Berlin
Fiene Scharp, Installation View, Kuckei + Kuckei, Berlin
Fiene Scharp, Installation View, Kuckei + Kuckei, Berlin
Das Verschwinden des Rasters, die Demontage der Struktur, die Irritation des Vorhersehbaren, das Zerfallen der Ordnung. In ihrer vierten Einzelausstellung bei Kuckei + Kuckei widmet sich Fiene Scharp dem Titel nach einem Phänomen, das wie eine aktuelle Gesellschaftsstudie gelesen werden könnte.
In den Werken der Künstlerin, die von der geradezu akrobatischen Präzision des Skalpells gezeichnet sind und dabei gleichzeitig durch ihre poetische Zartheit faszinieren, schimmert die Bewunderung für das Zufällige, nicht bis ins Ende Planbare einer Systematik.
Scharps neue Papierschnitte, die zwischen 2024 und 2025 entstanden sind, hängen teils freischwebend, weiß auf weiß an der Wand und täuschen verblüffend das Auge, wie eine Neuerfindung des trompe-l’oeils für das Medium des Papiers. In einer weiteren, die Wand füllenden Arbeit, bewegt sich ein zart weißes, geometrisches Raster aus Seidenpapier in sanften Falten auf schwarzem Grund. Die Arbeit besteht aus neun Teilen, die zusammengesetzt ein dreidimensionales, haptisches Gebilde ergeben, das Assoziationen an ein textiles Gewebe hervorruft. Das Raster wird hier erneut zum Objekt. Wieder andere, kleinformatig gerahmte Arbeiten bestehen aus mit Graphit ummantelten Cut Outs, die als physisch gewordene Zeichnungen jeweils in ihren Rahmen schweben. Die Künstlerin verwendet dazu eine eigens entwickelte Technik, indem sie die Papierschnitte in eine Mischung aus selbst produziertem ‚Grafitstaub’, Natronsilikat und Acryllack eintaucht.
Den Ausgangspunkt ihrer Arbeiten bilden nun nicht mehr vorrangig vorhandene, antiquarische Raster, die der Welt der überlieferten Ordnungssysteme entspringen, sondern vielmehr eigene Raster, die Scharp zeichnerisch entwickelt und als selbst erfundene Systeme oder rhythmische Gebilde erschafft. Allen ihren Arbeiten ist die Schönheit des Fragilen, das Bewusstsein der Vergänglichkeit und die bestechende Präsenz einer kaum mehr greifbaren Zartheit gemein.
The disappearance of the grid, the dismantling of structure, the disruption of the predictable, the disintegration of order. In her fourth solo exhibition at Kuckei + Kuckei, Fiene Scharp dedicates herself to a phenomenon that could be viewed as a contemporary social study. The artist’s works, defined by an almost acrobatic precision of the scalpel and at the same time intriguing in their poetic delicate nature, demonstrate an admiration for the coincidental, the unpredictable inherent in any systematics.
Scharp’s new paper cuts, created between 2024 and 2025, some of which appear to hang freely, white on white on the wall, dazzle the eye like a reinvention of trompe-l’oeil for te medium of paper. In another work covering a whole wall, a delicate white geometric grid made of tissue paper undulates in gentle folds against a black background. The work consists of nine parts that, when assembled, form a three-dimensional, haptic structure reminiscent of a textile fabric. Once again, the grid becomes an object. Other small-format framed works are made up of cut-outs coated with graphite – physical drawings floating in their frames. The artist uses a technique she developed herself, dipping the paper cut-outs in a mixture of self-produced “graphite dust,” sodium silicate, and acrylic lacquer.
The starting point for her works is no longer primarily pre-existing, antiquarian grids stemming from the world of traditional organizational systems, but rather her own grids, which Scharp develops as drawings and creates as self-invented systems or rhythmic structures. Common to all her works is the beauty of fragility, an awareness of transience, and the captivating presence of a delicacy that is barely tangible.